Point Nemo – Irgendwo im Nirgendwo des Südpazifiks

Sie suchen ultimative Einsamkeit? Einen menschenleeren Ort, ohne Handynetz, WLAN oder sonstige Störeinflüsse durch die menschliche Zivilisation? Wir haben den perfekten Ort für Sie gefunden.

Ob dem Vermessungstechniker Hrvoje Lukatela an jenem Tag des Jahres 1992 wohl besonders langweilig war? Oder hatte der gebürtige Kroate seit langem dem Moment entgegengefiebert an dem die Rechnerleistung seines Computerprogramms endlich für die notwendigen Berechnungen ausreichen würde? Und das Ergebnis der aufwändigen Rechenoperation? „48°52.6′S, 123°23.6′W.“

Was sich an den besagten Koordinaten befindet? Nichts. Die Koordinaten bestimmen den Ort im Pazifik, der am weitesten von jeder Landmasse entfernt ist. Ein menschenleerer Ort, so weit vom Festland entfernt wie man auf der Erde nur sein kann. Ein Ort, umgeben von Wasser. Viel Wasser. Das nächste Land ist genau 2688 Kilometer entfernt, nämlich Ducie in nördlicher Richtung (ein sandiges, unbewohntes Atoll, das zu den Pitcairn-Inseln gehört), Motu Nui in nordöstlicher Richtung (eine unbewohnte, der Osterinsel vorgelagerte Insel) oder Maher Island in der Antarktis in südlicher Richtung.

Der Punkt im Nirgendwo hat einen eigenen Namen. Er heißt „pazifischer Ort der Unzugänglichkeit“ oder auch „Point Nemo“. Und nein, „Nemo“ nicht wegen des kleinen verlorengegangenen Clownfisch aus dem Pixar Film Findet Nemo (2003), sondern zu Ehren von Captain Nemo aus Jules Vernes Roman 20.000 Meilen unter dem Meer. Besonders spitzfindige Denker argumentieren, dass dieser Name wiederum auf das Lateinische Wort „nemo“ – zu deutsch „niemand“ – zurückgeht. Und das passt ja auch. Denn „niemand“ ist genau das, was Sie am Point Nemo finden, sollten Sie die etwa vierwöchige Schiffspassage durchs Nirgendwo (hin und retour) auf sich nehmen wollen.

Nun, die nächsten Menschen sind vielleicht nicht ganz so weit von Point Nemo entfernt, als Sie jetzt vermuten. Tatsache ist, dass man hier den Astronauten auf der Raumstation ISS näher ist als jedem anderen Menschen auf der Erde. Die ISS kreist nämlich in einer Höhe von gut 400 Kilometern Höhe um die Erde.

Apropos Astronauten. Die NASA und so manch andere Weltraumorganisation lässt hier gerne ihre ausgebrannten Raketenstufen und anderen Weltraumschrott (kontrolliert) abstürzen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen durch die Bruchstücke zu Schaden kommen, verschwindend gering. Und auch die Tierwelt dürfte ziemlich sicher sein, denn aufgrund des großen Ozeanwasserwirbels namens „South Pacific Gyre“ dreht sich hier besonders nährstoffarmes Wasser in einem großen Kreis und ist dadurch alles andere als ein attraktives Revier für Meeresbewohner aller Art. Die russische Raumstation MIR wurde hier im Jahre 2001 quasi zur Pensionierung versenkt. Und der ISS wird voraussichtlich im Jahre 2024 das gleiche Schicksal zuteil werden. Schade, dass die Wassertiefe jenseits von Gut und Böse für Taucher liegt. Das wäre doch das ultimative Wrack-Tauch-Erlebnis!

Fotos:
Point Nemo – Google Earth
Horizon by Free Photo – Pixabay
Satellite by Free-Photos – Pixabay